Ethnologie Teilnehmende Beobachtung Anthronaut Podcast Folge 9

Teilnehmende Beobachtung – Die Superkraft der Ethnologie

Adolar macht Feldforschung und probiert sich an der Teilnehmenden Beobachtung

Adolar ist zurück aus der Sommerpause und stürzt sich in dieser Folge gleich in ein neues Abenteuer: Feldforschung bei den Uschlal auf dem Planeten Nolvi. Die Uschlal sind geflügelte Wesen, sehr gastfreundlich und angenehm im Umgang. Er findet diese Spezies faszinierend und möchte mehr über sie erfahren.

Um sich darauf vorzubereiten, hat er einen Einführungstext der Ethnologie-Professorin Eveline Dürr gelesen. Darin erzählt sie von ihren Erfahrungen, die sie während ihrer eigenen Feldforschungen in Mexiko gesammelt hat. Und sie stellt die Teilnehmende Beobachtung vor, eine besondere Variante der Feldforschung, die für die Ethnologie charakteristisch ist.

Teilnehmen und beobachten mit allen Sinnen – das ist die Superkraft der Ethnologie

Teilnehmende Beobachtung ist eine Forschungsmethode in der Ethnologie. Dabei verbringen Ethnolog:innen oft mehrere Jahre bei den Menschen, über die sie forschen, und werden Teil ihrer Lebenswelt. In dieser Zeit sollen die Forschenden nicht nur beobachten und analysieren, sondern mit allen Sinnen am sozialen Leben der Menschen teilnehmen. Daher auch der Name: Teilnehmende Beobachtung.

Wie können Ethnolog:innen bei der Teilnehmenden Beobachtung objektiv bleiben?

Ziel ist es, zu verstehen, was Menschen tun und warum sie es tun. Doch diese intensive Teilnahme am Leben anderer ist eine ständige Gratwanderung: Ethnolog:innen sollen in das Leben der Menschen eng eingebunden sein, aber gleichzeitig die Rolle der objektiven Wissenschaftler:innen beibehalten. Geht das überhaupt?

Tatsächlich ist längst allen Ethnolog:innen klar, dass schon allein ihre Anwesenheit das Feld, das sie erforschen, verändert. Eine Feldforschung in Reinform gibt es nicht. Wichtig ist daher ein hohes Maß an Selbstreflexion und Transparenz im gesamten Forschungsprozess. Die eigene Rolle als Forschende:r muss kritisch hinterfragt und offengelegt werden.

Ethnolog:innen erfahren in der Feldforschung eine zweite Sozialisation

Man sagt, mit der Teilnehmenden Beobachtung erfahren Ethnolog:innen eine zweite Sozialisation. Die erste Sozialisation ist die, die sie beim Aufwachsen in ihrer Herkunftskultur erleben, so wie das bei allen Menschen der Fall ist. Die zweite Sozialisation aber findet dann in der neuen Kultur statt, in die sie sehr lange und intensiv eintauchen, um sie zu erforschen. Diese doppelte kulturelle Prägung erlaubt es Ethnolog:innen, einzigartige Erkenntnisse zu gewinnen, sie ist aber nicht selten auch eine Zerreißprobe, wie in dieser Folge deutlich wird.

Die Methode der Teilnehmenden Beobachtung hat sich historisch stark weiterentwickelt  

Wir hören uns in dieser Folge an, wie Bronislaw Malinowski in den 1920er Jahren die Teilnehmende Beobachtung in der Ethnologie erst populär gemacht hat – und wie sich dann in den 1960er Jahren der Blick auf diese Forschungsmethode verändert hat. Dabei streifen wir auch die Writing-Culture-Debatte.

Adolars Aha-Moment in dieser Folge: Die Teilnehmende Beobachtung hat ja fast eine Heldenreise hinter sich! Sie wurde als ethnologische Methode erst idealisiert, dann kritisiert, schließlich reflektiert und am Ende neu erfunden. Den Titel „Superkraft“ hat sie sich wahrlich verdient.  


Community-Umfragen

Was verbindet euch mit der Ethnologie? Für welche Themen interessiert ihr euch besonders? Macht mit bei meinen Community-Umfragen!

Ethnologie-Podcast abonnieren

Ihr könnt diesen Podcast auch auf Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music, YouTube oder per RSS Feed hören.

Podcast auf Spotify anhören
Podcast auf Apple Podcasts anhören
Podcast auf Amazon Music anhören
Podcast per RSS Feed anhören

Unterstützt Anthronaut

Werdet Crew-Mitglied in meinem Raumschiff. Damit unterstützt ihr diesen Podcast und bekommt im Gegenzug ein paar nette Goodies.

Euer Feedback

Für Fragen, Anregungen und Feedback schreibt mir gerne an hallo@anthronaut.de

Ethnologische Quellen in dieser Folge

· Dürr, Eveline 2017: „Feldforschung“. In: Bettina Beer, Hans Fischer, Julia Pauli (Hrsg.): Ethnologie. Einführung in die Erforschung kultureller Vielfalt. Berlin: Reimer, S. 89-106