Ein ethnologisches Museum zeigt die Spezies der Galaxie und Adolar fühlt sich direkt exotisiert
In dieser Folge besucht Adolar ein ethnologisches Museum der Uschlal. Darin sind alle Spezies der Galaxie vertreten. Als er in der Dauerausstellung „Die Kultur der Menschen im Sonnensystem“ ankommt und plötzlich Bierzeltmusik hört, findet Adolar das ziemlich witzig. Er fragt sich: Stellen die ethnologischen Museen auf der Erde fremde Kulturen eigentlich auch so exotisch und wenig authentisch dar, so wie es die Uschlal hier mit den Menschen tun?
Auch die Ethnologie exotisiert – das Beispiel Edward Evans-Pritchard und die Hexerei
In Teil 2 der Doppelfolge zum Thema Exotisierung wird die Ethnologie intensiver beleuchtet. Zuerst beschreibt Boris Nieswand, wie Ethnolog:innen kulturell Fremdes darstellen: Sie bringen es dem Eigenen näher, indem sie Gemeinsamkeiten hervorheben, und betonen gleichzeitig das Andersartige, was als eine Form von Exotisierung gesehen werden kann.
Zur Veranschaulichung führt er den ethnologischen Klassiker „Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande“ von Edward Evans-Pritchard an. Dieser interpretiert Hexerei als eine für die Zande logische Erklärung für Unglücksfälle, die wir Europäer:innen jedoch als Zufälle sehen würden. Diese Erklärung normalisiert das Fremde, indem sie Hexerei und Zufall funktional gleichstellt. Durch den Buchtitel und die anfängliche Darstellung von Hexerei als etwas Fremdartiges werden die Zande aber gleichzeitig exotisiert.
Ethnologische Museen bauen auf Exotik und vernachlässigen die Selbstreflexion
Im Anschluss werfen wir einen genaueren Blick auf ethnologische Museen, wo die Exotisierung zu besonderen Herausforderungen führt: Kulturgüter aus der ganzen Welt werden dort in der Regel ohne ihren kulturellen Kontext ausgestellt. Dabei geht ihre gelebte Bedeutung verloren.
Thorsten Hinz kritisiert in seinem Aufsatz von 2004, dass Ethnologie-Museen zu wenig selbstreflexiv sind. Häufig setzen sie auf die Exotik und Faszination des Fremden, um Besucher:innen ins Museum zu locken. Dass das kulturell Fremde jedoch vereinfacht und verzerrt dargestellt wird, darauf gehen die Museen in aller Regel nicht ein.
In der Exotisierung steckt auch Potenzial für die Ethnologie
Tatsächlich ist es unmöglich, andere Kulturen unverfälscht darzustellen. Für Museumsethnolog:innen bedeutet das: In ihrer Arbeit machen sie ständig einen Spagat zwischen Exotik und Authentizität.
Trotz dieser Schwierigkeiten sieht Hinz in der Exotisierung Potenzial, wenn sie mit dem Ziel der kulturellen Gleichwertigkeit und Neugierde betrieben wird. Er wünscht sich, dass Museumsmacher:innen das Publikum durch eine vielfältige Welt führen und dabei den Blick für das Eigene und Fremde schärfen.
Es braucht Konzepte für einen konstruktiven Umgang mit Exotik in Ethnologie-Museen
Durch Selbstreflexion und neue Konzepte könnten ethnologische Museen künftig Orte werden, an denen das Staunen über kulturelle Vielfalt angeregt und die Auseinandersetzung mit dem Eigenen gefördert wird.
Adolars Aha-Moment in dieser Folge: Es gibt tatsächlich Raum für Exotik in der Ethnologie. Wir müssen sie nicht verteufeln, sondern konstruktiv mit ihr arbeiten.
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Ethnologische Quellen in dieser Folge
· Hinz, Thorsten 2004: „Das Dilemma mit der Exotik. Neuigkeiten aus den Völkerkundemuseen?“. In: Paideuma 50, S. 275-288
· Nieswand, Boris 2006: „Annäherung und Exotisierung. Die Ethnologie und ihre Herausforderung durch das Fremde.“. In: Academia.edu (URL abgerufen am 6.11.2024)